Zeit-Fenster Nummer 9 - Das Rathaus in Friedrichshagen
„Aufgebaut in Stein und Eisen
Steht das Rathaus da in Pracht,
Soll die Stätt' dem Bürger weisen,
Wo der Rath hält treue Wacht.
Wo der Vorstand sorgend heget
Der Gemeinde Wohl und Gut,
Stets des Ort’s Int’resse pfleget
Der Herr Amtsvorsteher Klut.“
(Text von Rudolph Eberlein, aus Anlass der Einweihung des Gebäudes im November 1899 gedichtet.)
Nachdem die peinliche Inhaftierung Bruno Willes, der in der ehemaligen Waschküche des Gasthofes „Zum schwarzen Adler“, dem damaligen Friedrichshagener Ortsgefängnis, interniert wurde, in aller Munde war, beschloss die Gemeindeverwaltung des Dorfes, ein neues, ordentliches Gefängnis zu bauen.
Platz dazu war auf dem weitläufigen, gemeindeeigenen Grundstück Friedrichstraße 85 (heute Bölschestraße 87) genügend vorhanden.
Ein Jahr später, am 3. März 1897, entschieden die Gemeindevertreter dann, hier auch das Haus für die Friedrichshagener Gemeinde-, Amts- und Standesamtsverwaltung zu errichten. Das gemietete Haus in der Breestpromenade 12 war für den aufstrebenden Ort nämlich längst zu klein geworden.
Im Herbst 1899, am 10. November, wurde das prächtige, in Anlehnung an Spätgotik und Renaissance erbaute Rathaus feierlich eingeweiht.
21 Jahre diente es als Sitz der örtlichen Macht und gewählten Volksvertretung.
Die Eingemeindung des im Kreis Niederbarnim gelegenen Dorfes Friedrichshagen in den 16. Verwaltungsbezirk der Einheitsgemeinde Groß-Berlin im Jahre 1920 machte dann ein eigenes Rathaus überflüssig. Zwar verblieben noch einige Amtsbereiche im Hause, doch wurden auch diese im Laufe der Zeit nach Köpenick verlegt.Seit dem Ende des 2. Weltkrieges hat die örtliche Polizeiverwaltung hier nun ihren Sitz.
Bei Renovierungsarbeiten im Hause, die 1999 abgeschlossen wurden, stieß man im ehemaligen Sitzungssaal auf eine Überraschung: Unter mehrmaligen Übermalungen wurde das 1903 von Prof. Woldemar Friedrich gemalte und als vernichtet geglaubte Wandbild „Der Alte Fritz und die Siedler“ wieder entdeckt. Nun ist es nach intensiver Restaurierung in schönster Farbigkeit wieder zu sehen.
Weiteres zur Geschichte des Rathauses kann in der Nummer 9 der Friedrichshagener Hefte nachgelesen werden. - Abbildungen: Archiv Katrin Brandel.