16.11.2016


Keine Wellen ohne Wind


Bleibt der Müggelsee ein Bürgersee?

Idyllischer Blick auf den Müggelsee

Überblick über die Müggelseeregion

Bootsdemo im Regierungsviertel

"Ich träume oft davon, ein Segelboot zu klauen und einfach abzuhauen" sang Udo Lindenberg in den 1970ern. Die strafrechtliche Relevanz dieser "Lebensplanung eines jungen Mannes im Überschwang der Gefühle" mal außer Acht lassend, würde er, wenn es streng nach den Naturschutzplänen für den Müggelsee ginge, alsbald von dort aus startend schlechte Karten haben.

Stadtentwicklungs- und Umweltsenator Andreas Geisel (SPD) will nun selbst prüfen, ob die zahlreichen Einwände, die gegen das Vorhaben "Natur- und Landschaftsschutzgebiet am Müggelsee" ins Feld geführt wurden, angemessen berücksichtigt worden sind. Im Zuge des öffentlichen Beteiligungsverfahrens gab es etwa 700 Einwendungen.

Relativ zügig formierte sich rund um den Müggelsee eine breite Front von Befürwortern einer uneingeschränkten Weiternutzung. Die Initiatoren organisierten u.a. eine "Bootsdemo", die am 24. September im Zentrum von Berlin durchaus für einigen Wellengang sorgte.

Die Abschlussveranstaltung mit den am Planungsprozess beteiligten Gruppen wurde sehr kurzfristig, am Mittwochmorgen des 9. November, von der Umweltverwaltung abgesagt. Dem Vernehmen nach erklärte Senator Geisel in einer Mail, er wolle sich selbst nochmal ein Bild machen.

Geplant ist eine "Schutzverordnung", die den Belangen des Natur- und Landschaftsschutzes und des Wassersports und aller Anrainer Rechnung tragen soll. Das klingt wieder mal gut, scheint aber praktisch wieder mal zumindest schwer umsetzbar und gelang zumindest gefühlt bislang überhaupt nicht, wenn man das Echo der Wassersportler, der Anrainer und des Bezirks betrachtet.

Die Vereine befürchten erhebliche Probleme für den Trainingsbetrieb und für die Wettbewerbe von Seglern, Schwimmern und Ruderern, Angelmöglichkeiten und die Existenz von Bootsstegen.

Einerseits sollte es darum gehen, eine sinnvolle Übereinkunft zu erzielen, andererseits kann diese natürlich nicht nur aus Willensbekundungen bestehen, sondern muss Schwarz auf Weiß auf dem Papier stehen. Wenn man dem im lokalen Raum vernehmbaren Stimmungsbild folgen würde, gäbe es überhaupt keinen erkennbaren Grund für eine Veränderung des "Status quo Müggelsee". Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) kritisierte unter anderem, dass die mündlich gemachten Aussagen zum Erhalt der Nutzbarkeit sich in der geplanten Verordnung nicht wiederfinden würden. Der Treptow-Köpenicker CDU-Abgeordnete Maik Penn (MdA) wollte sich für die "Abschlussveranstaltung" anmelden und erhielt eine Absage mit der Begründung, es sei keine öffentliche Veranstaltung. Penn wandte sich an den Senator. Dann erfuhr er, dass der Termin abgesagt wurde.

Die geplante "Schutzverordnung" würde nicht nur Segler, Ruderer und Schwimmer betreffen, sondern alle, die den Müggelsee und sein Ufer als Naherholungsgebiet nutzen.

Senator Geisels Sprecher Martin Pallgen wies alle Unmutsbekundungen und gemachten Vorhaltungen zurück. Er sei zuversichtlich, dass die Planung nach erneuter Überprüfung in nicht allzu ferner Zukunft einvernehmlich abgeschlossen werden könne.

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