Am 28. Juni 2014 findet ab 12.00 Uhr die diesjährige MÜGGELSEE-ACHTERREGATTA statt, und die Mitglieder des BRC Ägir steigen mit Ruderern anderer Vereine direkt vor dem eigenen Bootshaus zum Wettkampf ins Ruderboot. Weil es das Jahr des 100-jährigen Bestehens des BRC Ägir ist, sind diesmal kleine Überraschungen geplant. Mit Teilnehmern von nah und fern werden wieder Renn-, Masters- und Wanderruderer bei dieser 7 km-Langstrecken-Achterregatta ihre Kräfte messen. Der Leitgedanke war ursprünglich, dass hier nur Gig-Achter gerudert werden dürfen, damit die Rudervereine ihre alten Holzboote in Ehren halten. Inzwischen werden auch andere Achterzugelassen.
Besondere Aufmerksamkeit findet sicher das Geburtstagsgeschenk, das sich die Ägir-Mitglieder anlässlich ihres 100. Geburtstages selbst gemacht haben: der weiße C-Achter „Pepe“ in einer speziellen Holz-Kunststoff-Bauweise. Das Boot, ein Schmuckstück auf dem Wasser, wurde in Linz von der Firma Schellenbacher gebaut. Auch in unserem Nachbarland Österreich haben der Rudersport und der Bootsbau eine langjährige Tradition. (Um 1850 wurde erstmals in den Wiener Donauauen gerudert von jungen Ruderern, die das Rudern im Mutterland des Rudersportes, in England, gelernt hatten.)
Langstreckenregatten gibt es seit 1829, seitdem in London die beiden Achter der Universitäten von Oxford und Cambridge auf einer Streckenlänge von 6,8 km gegeneinander kämpften. Heute sind hier ca. 420 Männer im Renn-Achter am Start, Frauen dürfen nur steuern. Auf der Langstreckenregatta von Amsterdam mit 8 km sind heute über 500 Frauen und Männer in Vierern und Achtern unterwegs. Auf dem „Rhein-Marathon“ von Leverkusen nach Düsseldorf werden heute 42,8 km gerudert. An der gigantischen Regatta „Budapest-Baja“ mit 165 km nehmen bis zu 149 Ruderer teil. - Langstreckenregatten erfreuen sich im In- und Ausland immer größerer Beliebtheit. Sie zeigen, wie groß das Interesse am Rudern in allen Altersgruppen ist.
Seit 30 Jahren gibt es in Berlin die 7-km-Langstreckenregatta „Quer durch Berlin“, die mit großem Organisationsaufwand vom Deutschen Ruder-Verband durchgeführt wird und an der inzwischen 900 Ruderer in ca. 140 Vierern und Achtern teilnehmen. Gerudert wird auf der Spree durch den Bezirk Tiergarten vom Schlosspark Charlottenburg bis zum Bundeskanzleramt.
Eine andere Berliner Langstreckenregatta ist die Umrundung der Wannsee-Insel; sie ist erst seit dem Fall der Mauer möglich. Nach einem Massenstart gehen ungefähr 25 Achter gleichzeitig auf eine 15 km-Strecke. Gestartet wird am Großen Wannsee, weiter geht es über die Havel, an der Pfaueninsel vorbei, auf den Jungfernsee, unter der Glienicker Brücke hindurch bis zum Berliner-Ruder-Club am Kleinen Wannsee. Diese Regatta ist eines der härtesten Achterrennen der Welt. Gerudert wird in einer hochkarätigen Besetzung von aktiven Vizeweltmeistern, Weltmeistern und sogar Olympiasiegern, jungen Hochleistungssportlern und Ruderer aus dem Mastersbereich, was sich in einem hohen Rudertempo äußert. Obwohl Weltklasseruderer aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland an den Start gehen, rudern auch Freizeitruderer und Anfänger mit. Die BRC-Langstreckenregatta „Rund um Wannsee“ im Südwesten Berlins findet seit 2001 immer am 3. Oktober, am Tag der deutschen Einheit, statt.
Bei den Regatten der jüngeren Zeit erhöhen sich die Teilnehmerzahlen kontinuierlich, sodass oft nicht alle Meldungen berücksichtigt werden können. Zahlreiche Langstreckenregatten gehören außerdem im Jugendruderbereich zum Bestandteil des Trainingsprogramms und zur Vorauswahl für Weltmeisterschafts-nominierungen. Mit unserer MÜGGELSEE-ACHTERREGATTA sind wir in bester Gesellschaft mit vielen Langstrecken-Regatten, auch wenn wir betreffs der Begeisterung vom Ufer her einige Nummern kleiner sind. Die Nähe zum Müggelsee im Südosten von Berlin hat sich für eine Ruderregatta angeboten, und wir richten diese nun schon seit 17 Jahren aus. Schlagen die Wellen des Müggelsees gefährlich hoch, weichen wir Richtung Köpenicker Becken aus. Rudern ist Freude an der gleichmäßigen Bewegung auf dem Wasser, aber auch fairer Wettstreit für eine Meisterschaftsteilnahme. Von der unteren Ebene in den kleineren Vereinen bis zur oberen Ebene im Hochleistungsport zählt nur die eigene Leistung. Beim Rudern können keine Wunschkandidaten für die Mannschaft eingekauft werden. Wer heutzutage im Ruderboot an der Weltspitze um Medaillen kämpft, der hat viele Stunden, besser Jahre harten Trainings und Unterstützung von seinem Verein und seinen Eltern hinter sich. In den kleineren Rudervereinen, zu denen wir hier in Friedrichshagen gehören, werden die Meister von morgen gemacht!
Bei unserer MÜGGELSEE-ACHTERREGATTA halten wir uns mit 7 km an die alte englische Rudertradition. Dabei geht es vergleichsweise übersichtlich, für jeden auch nicht hart trainierenden Ruderer machbar und eher gemütlich zu, aber mit großem Engagement und viel Begeisterung. Unser Ruderverein kann sich zwar nicht mit den großen Regatten messen, leistet aber einen wichtigen Beitrag für den Rudersport. Sportlicher Ehrgeiz, Freude am Rudern und geselliges Zusammensein stehen bei uns im Mittelpunkt. Für Höchstleistungen fehlen uns die Voraussetzungen. Bei uns sind Teilnahme und Kampfgeist entscheidend. Wer einmal bei uns Wettkampfatmosphäre geschnuppert hat, kommt immer wieder, denn es wird hart gekämpft und anschließend fröhlich gefeiert. Wir wünschen uns, dass der Rudersport hier im Südosten Berlins mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung bei den Berlinern findet. Seit 100 Jahren wird nun schon in Friedrichshagen beim BRC Ägir oder noch etwas länger auch bei unserem benachbarten Ruderverein (Friedrichshagener Ruder-Verein, Hahns Mühle), mit dem wir freundschaftlich verbunden sind, gerudert. Und so soll es noch viele Jahre bleiben!
Wir erwarten am 28. Juni viele Aktive und Gäste zur MÜGGELSEE-ACHTERREGATTA im Bootshaus in Berlin-Friedrichshagen, Spreestraße 1. Am 29. Juni wird es bei uns, als Sternfahrt vorgesehen, noch einmal ab 10.00 Uhr beim Brunch mit Jazz gemütlich, denn unseren 100. wollen wir feiern!
R. Reichert
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