22.04.2013


Brachialmechanik mit Gänsehaut

Die JAZZVOCALS eröffneten die Konzertsaison im Friedrichshagener Wasserwerk und legten die musikalische Latte gleich auf Anschlag

JAZZVOCALS beim ZDF-Casting zum Grand Prix der Chöre

Der Maschinenraum im Alten Wasserwerk Friedrichshagen riecht noch nach Lärm, auch wenn inzwischen alle Räder stillstehen; nur gelegentlich zu Demonstrationszwecken ihre ehemals lebensspendende Kraft entfalten. Durch die hohen Fenster bricht Licht und zeichnet die schwarze, brachiale Mechanik weich, inmitten von tonnenschwerem Eisen und beinahe sakraler Architektur stehen die 22 Jazzvocals und beginnen ihr beeindruckendes Konzert mit einem Thüringer Frühlingslied. Es scheint, als würde der nahe See warm und sanft zu den Zuhörenden schwappen, allein der Rhythmus, die herrlich dynamischen Stimmen und das geradezu fantastische Arrangement des Songs verhindern ein spontanes Hinübergleiten ins Friedrichshagener Traumland.

Die schwierige Akkustik des Maschinensaals fällt während der gut eineinhalb Stunden voller Popsongs, Traditionals und Jazzstücke nicht auf, da der Chor ähnlich präzise arbeitet wie einst das mächtige Räderwerk. Leicht klingt das alles und druckvoll zugleich; Chorleiterin Susanne Faatz lässt hinreichend Spielraum für Improvisationen und stimmliche Experimente. Die JAZZVOCALS sind so ziehmlich das Beste, was Berlin an A-capella-Chören aufzuweisen hat, auch, weil die jungen Frauen und Männer während ihrer Konzerte die Freude am Singen überzeugend transportieren und dabei auf Chichi und Show-Effekte verzichten.

Ein großartiger Nachmittag am See, Wiederholung ausdrücklich gewünscht!

Mit einem Dank für endlose Gänsehaut an das Team des Museums, an Susanne Faatz und alle JAZZVOCALS, Uwe Baumann

Foto: © JAZZVOCALS, ZDF-Show der Chöre

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