29.08.2018


Berliner Unterwelten müssen raus aus dem Museum im Alten Wasserwerk Friedrichshagen


6000 Besucher pro Jahr waren zu wenig

Jahresmenge der Reinwasserförderung bis 2006

Der denkmalgerechte Erhalt des Wasserwerks Friedrichshagen beschäftigt seit geraumer Zeit viele Akteure. Alle Aspekte im Zusammenhang zu betrachten, ist ein kompliziertes Unterfangen.

Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) lassen derzeit eine Machbarkeitsstudie zur Entwicklung des denkmalgeschützten Areals Wasserwerk Friedrichshagen erarbeiten. Das Museum im Alten Wasserwerk wurde seit 2014 vom Verein "Berliner Unterwelten" betrieben. Der Betreiber erhielt nun im Juni die schriftliche Kündigung. Zum Jahresende läuft der Kontrakt dann aus.

Hinweise auf eine mögliche Umorientierung seitens der BWB, was den Betreiberstatus des Museums angehe, habe man bereits Ende 2017 deutlich signalisiert, betont Pressesprecher Stephan Natz. Auch in Zukunft solle das historische Wasserwerk Friedrichshagen für die Öffentlichkeit zugänglich sein, so die BWB. Präferieren tue man dabei aber eher Führungen und Events und eher weniger reguläre Öffnungszeiten für Besucher.

Auf der Webseite der Berliner Unterwelten reagierte man erwartungsgemäß betroffen:
"Das Museum im Alten Wasserwerk wird seit dem 1. August 2014 vom Berliner Unterwelten e.V. betrieben. Im Juni 2018 haben wir – für uns nicht nachvollziehbar – von den Berliner Wasserbetrieben die Kündigung zum Jahresende 2018 erhalten. Das bedauern wir sehr.
Wir haben viel für den Erhalt der historischen Bausubstanz geleistet und uns in Friedrichshagen zur Vermittlung der Geschichte der Wasserver- und Entsorgung als gemeinnütziger Verein gerne engagiert. Uns ist das Museum im Alten Wasserwerk ans Herz gewachsen, und durch unser Zutun ist es Standort der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH) sowie der Route der Industriekultur Berlin geworden.  Soweit uns bekannt ist, wollen die Berliner Wasserbetriebe den Museumsbetrieb ab 2019 nicht mehr aufrechterhalten. Sie sollten also die Gelegenheit nutzen, das Museum – solange es dies noch gibt -  noch in diesem Jahr zu besuchen! Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei unseren Unterstützern und Nachbarn in Friedrichshagen bedanken. Wir hätten sehr gerne weitergemacht."

Was die Bedeutung der Berliner Wasserbetriebe und des Standortes Friedrichshagen für die Wasserversorgung Berlins bedeuten, wurde bereits im September 2008 im Wasserversorgungskonzept der BWB, der UBB Dr. Klaus Möller GmbH und der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz bis 2040 festgeschrieben. Das Wasserwerk Friedrichshagen nimmt belegbar seit Jahren eine Spitzenstellung bei den Fördermengen ein.

Gegen den Weiterbetrieb des Museums in seiner jetzigen Form sprach aus Sicht der BWB, neben der Tatsache, dass hier ab 2019 denkmalgerecht saniert werden soll, auch eine nicht erfüllte Erwartung in die Entwicklung der Besucherzahlen. Im Kontext mit den seit Jahren ansteigenden absoluten Besucherzahlen in den Berliner Museen ein möglicher Hinweis darauf, dass der Trend zur top vermarkteten Eventkultur weitergehen mag. Eine berechtigte Annahme ist, dass diese Besucherzahlen wiederum negativ beeinflusst wurden von der "Baustelle Friedrichshagen", die seit der Sperrung der Bahnhofsdurchfahrt im Frühjahr 2016 in sämtliche Friedrichshagener Analysen zumindest gedanklich einbezogen werden sollte, wenn es auch nicht zu allen Vorgängen belegbare Zahlen geben mag.

Schade.

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