„O come, let us adore him“
Beseelt mit dem Gedanken, in Weihnachtsliedern meiner Freude Ausdruck zu bringen und dem zu huldigen, der als Mensch zu uns gekommen ist, den ich jederzeit ansprechen kann ... „o come, let us adore him“ (1) ... getragen mit diesen Tönen, gehen wir den Weg zur Kirche. Ich freue mich auf die Lieder. Ein Blick auf das Programm zeigt, ja, die Lieder sind gut ausgewählt.
„Fröhlich soll mein Herze springen dieser Zeit, da vor Freud alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören alle Luft laute ruft: Christus ist geboren.“ (2)
Ja , dieser Christus ist geboren. Seit über 2000 Jahren feiern wir seinen Geburtstag mit Weihnachten, „darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.“ (3) Und man hat ihm den Namen Jesus gegeben.
„Das Blümlein, das ich meine, davon Jesaja sagt, hat uns gebracht alleine Marie, die reine Magd; aus Gottes ewgem Rat hat sie ein Kind geboren, welches uns selig macht.“ (4)
Jesus ist zu Weihnachten als Mensch gekommen – „zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein, das hab ich auserkoren, sein eigen will ich sein.“ (5)
Christvesper in einer Wilmersdorfer Kirche. Was berührt mich so eigenartig? „Fröhlich soll mein Herze springen ...“ -- eigenartig, es springt nicht mehr ... es fehlt etwas...
Ich sitze in einer Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. „Hört, hört, wie mit vollen Chören alle Luft laute ruft: Christus ist geboren“ ... jedoch - keine „vollen Chöre“ - bei den Weihnachtsliedern singt nur ein winziger Bruchteil der Anwesenden mit. Wo bleibt das Stimmvolumen, das ich von so vielen schlesischen Gottesdiensten aus Görlitz kenne? „Singt Gott dankbar in euren Herzen“, (6) das ist so eine einfache Aufforderung, aber offensichtlich so schwer umzusetzen.
„Euch ist ein Kindlein heut geborn, von einer Jungfrau auserkorn,
ein Kindelein, so zart und fein, das soll euer Freud’ und Wonne sein.“ (7)
Das ist es doch, „das soll euer Freud’ und Wonne sein“ – diese, unsere Weihnachtsbotschaft. Mit diesem Kind, das seine Existenz dem Geist und der Kraft Gottes verdankt, beginnt eine neue Zeitrechnung. „Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ Jesus war ein Mensch, dem nichts Menschliches fremd geblieben ist. Er kennt uns. Freuen wir uns, nehmen wir Jesus Christus in uns auf.
„Oh du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren, Christ ist geboren; freue dich, freue dich o Christenheit!“ (8)
Das ist das Angebot Gottes - sein Geschenk für uns alle: „Christ ist geboren; freue dich o Christenheit.“ Offenbar vergessen von den vielen Christvesper-Besucher/innen - keine Freude zur Weihnachstzeit?
„Kennen Sie den Herrn ihrer Krippe“ – so lautete dann die Frage im Christvesper-Gottesdienst. „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk versteht's nicht.“ (10) Kennen wir den Herrn der Krippe? Gott klagt: mein Volk versteht es nicht. Das heißt doch, daß wir die Botschaft nicht verstanden haben ... der Ochs und der Esel als Mahner an der Krippe.
„Stille Nacht, heilige Nacht, Hirten erst kundgemacht, durch der Engel Hallejuja tönt es laut von fern und nah: Christ, der Retter ist da!“ (11)
Das ist die Botschaft: „Christ, der Retter ist da“ – auch für Sie, liebe Leserin, lieber Leser. Er macht garantiert keine Unterschiede, er ist jederzeit ansprechbar. Nehmen wir es dankbar an und nehmen ihn auf - und auch für uns in Anspruch.
In einer großen überregionalen Zeitung steht heute auf der Titelseite: „Gott wird wieder wichtiger.“ Ja und weil das so ist, sei hier der Botschaft des Paulus an die Römer erinnert: Im Evangelium offenbart Gott seine Gerechtigkeit und rettet alle, die diese Botschaft im Glauben annehmen. Lassen wir ihn in unser Leben einziehen, geben wir ihm die Ehre, Anerkennung, Glaube, Liebe und Gehorsam.
„Gott ist nicht zu erkennen an Macht und Herrlichkeit.
Erkennungszeichen Gottes ist seine Menschlichkeit.
Denn Gott kommt in der Windel und liegt als Menschenbündel
auf einer Hand voll Stroh im Stall.
Vom Jenseits zum Diesseits, von drüben nach hier
ist Gott umgezogen ins Armenquartier.
Arbeitskleidung statt Talare, Kuhgebrumme statt Fanfare.
Und statt Fahnen und Standarten flattern Windeln jetzt im Garten.
Als wehrloser Säugling von Feinden umstellt,
so zeigt sich den Menschen der Herr dieser Welt.
Engelschöre statt Trompeten, Eselsohren statt Rakten,
statt daß Düsenjäger starten, flattern Tauben jetzt im Garten.“
Theo Lehmann (12)
Zu Bethlehem geboren ...
... und weil die Botschaft für viele in „Sieben-Meilen-Stiefeln“ über den Bildschirm gleitete, möchte ich Ihnen hiermit mein heutiges Weihnachtsgeschenk auspacken, über das ich mich besonders gefreut habe. Es hat mich animiert, mein Weihnachtserlebnis aufzuschreiben, denn obwohl ich während des Gottesdienstes von dem Inhalt noch nichts wußte, waren es aber genau diese Gedanken, um die es auch bei den Weihnachtspredigten von Dr. Theo Lehmann ging:
Theo Lehmann. Sechsmal Bethlehelm und zurück.
Ungewöhnliche Weihnachtsreden.
Aussaat Verlag, 3. Auflage 2005, ISBN 3-7615-3746-8.
Die sechs Weihnachtspredigten von Theo Lehmann sind voller Freude über das herrlichste Geschenk Gottes für uns. Gott schickt seine Weihnachtssendung, größter Wert im Kleinformat. Er ist ganz verrückt vor Liebe, gibt das Beste, was er hat.
Es gibt keine Zufälle. So nehme ich dieses Geschenk dankbar auf und schließe mit einem „da hilft nur beten“: für ein neues geistliches Erwachen der Gemeinden in unserem Land, damit im nächsten Jahr mit „vollen Chören alle Luft laute ruft: Christus ist geboren.“.
Noch ein paar besinnliche Tage
wünscht Ihnen
Jacqueline Hayden
Online Redakteurin
www.friedrichshagen.net
Quellen
(1) aus Lied Ev. Gesangbuch (EG) 45: „Herbei o ihr Hirten“, engl. Fassung, nach „Adeste Fideles“ von John Francis Wade und Jean Francois Borderies um 1790
(2) Lied EG 36: „Fröhlich soll mein Herze springen“, Text: Paul Gerhardt 1653
(3) Lukas 1,35
(4) Lied EG 30: „Es ist ein Ros entsprungen“, zweite Strophe, Text: Trier 1587/88
(5) Lied EG 32: „Zu Bethlehem geboren“, Anfang erste Strophe, Text: Friedrich Spee 1637
(6) Kolosser 3,16
(7) Lied EG 24: „Vom Himmel hoch“, Text und Musik: Martin Luther 1535/1539
(8) Lukas 1,37
(9) Lied EG 44: „O du fröhliche, o du selige“, Text Strophe 1: Johannes Daniel Falk (1816) 1819
(10) Jesaja 1,3
(11) Lied EG 46: „Stille Nacht“, zweite Strophe, Text Joseph Mohr (1818) 1838
(12) Lied/Gedicht aus der Predigt von Theo Lehmann: Wegen Überfüllung geschlossen (Lukas 2,4-7) aus oben angegebenem Buch