Der 1860 als Sohn eines Versicherungsvertreters in Magdeburg geborene Bruno Wille, studierte nach Erwerb der Hochschulreife 1881 in Bonn, dann in Berlin Theologie, Philosophie und Naturwissen- schaften.
Nach dem Studium ging er zunächst als Privatlehrer nach Rumänien, kehrte dann aber 1886 nach Berlin zurück, um hier als Journalist, Agitator der Berliner Arbeiterbewegung, als Sprecher, Prediger und Religionslehrer u.a. für die „Freireligiöse Gemeinde“ zu arbeiten.
Wille engagierte sich sozial und politisch, stand einige Zeit der Sozialdemokratie nahe, ohne jedoch eingeschriebenes Mitglied zu sein.
1887 lernte er im Berliner Naturalistenverein „Durch“ Wilhelm Bölsche kennen, mit dem er zeitlebens befreundet war. Gemeinsam zogen sie im Sommer 1890 nach Friedrichshagen.
Hier wohnte er u.a. von 1893 bis 1920 in der Kastanienallee 9, im ersten Stock.
Bruno Wille war Mitbegründer und erster Leiter der „Freien Volksbühne“, später der „Neuen Freien Volksbühne, die er bis 1902 leitete.
Diese Vereinigung war Anziehungs- und Mittelpunkt für zahlreiche Autoren, Künstler und politisch Engagierte, die sich hier in Friedrichshagen trafen, diskutierten und zusammen arbeiteten.
Die Aktivitäten dieser Gemeinschaft, später als „Friedrichshagener Dichterkreis“ bezeichnet, wurden und sind bis heute weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Willes politisches Engagement führte ihn 1892 in den „Freidenkerbund“, dessen Vorsitz er lange Jahre inne hatte und dessen Zeitung „Der Freidenker“ er herausgab.
Gemeinsam mit Bölsche gründete er die „Freie Hochschule“, die großen Zulauf fand, im Jahre 1900 den „Giordano-Bruno-Bund“ sowie 1918 den „Volkskraftbund“, dessen „geistige Organisation“ er als Vorsitzender übernahm.
Bruno Willes publizistisches Schaffen ist vielfältig: er schrieb hunderte Artikel für Berliner Tageszeitungen und Zeitschriften, hielt zahlreiche Vorträge für Vereine , Bünde und Bewegungen. Daneben veröffentlichte er aber auch Lyrik und Romane. Hervorzuheben sind u.a. die Lyrikbände „Einsiedler und Genosse“ (1891), „Einsiedelkunst aus der Kiefernhaide“ (1897), „Der heilige Hain“ (1908) sowie die Romane „Offenbarungen des Wacholderbaums“ (mit dem Buchschmuck von Fidus, 1901), „Die Abendburg“(1909) oder „Der Glasberg“ (1920).
Autobiographisch und für die Geschichte des Dichterkreises aufschlussreich ist seine Veröffentlichung „Aus Traum und Kampf. Mein 60jähriges Leben“, die 1920 erschien sowie der Roman „Das Gefängnis zum Preußischen Adler. Eine selbsterlebte Schildbürgerei“, 1914 erschienen. Darin schildert er seinen legendären Gefängnisaufenthalt in der Friedrichshagener Rahnsdorfer Strasse, in einem Seitengebäude des „Gasthauses zum Schwarzen Adler“.
Aus Anlaß seines 60. Geburtstages bekam die damalige Friedrichshagener Kaiserstrasse, 1920 seinen Namen.
Im gleichen Jahr verließ Bruno Wille den Ort und zog an den Bodensee, wo er am 31.8.1928 starb.
Bruno Wille ist auf dem Parkfriedhof Lichterfelde in Berlin beigesetzt, in einem Ehrengrab der Stadt Berlin.
-kbr-