Am 3. Februar 1868 wurde Wilhelm Spohr in Hamburg geboren. Nach einer Mechaniker- und Optikerlehre besuchte er ebenfalls in Hamburg die Kunst- und Gewerbeschule. Bereits mit 16 Jahren engagierte er sich in der Freidenkerbewegung und war politisch engagiert.
1891 zog Spohr nach Berlin und schloss sich hier der „Freien Volksbühne“ an, der er zeitlebens verbunden blieb.
1892 zählte er zu den Mitbegründern der „Neuen Freien Volksbühne“ und wurde in den Vorstand des „Vereins Unabhängiger Sozialisten“ gewählt.
In den darauffolgenden Jahren gehörte er zu den engsten Mitarbeitern der sozialistisch-anarchistischen Zeitung „Der Sozialist“.
In diesen Jahren unterhielt er enge Beziehungen zum anarchistischen Flügel des „Friedrichshagener Dichterkreises“, zu: Albert Weidner, Gustav Landauer, den Brüdern Bernhard und Paul Kampffmeyer und Erich Mühsam.
1894 wurde er zu 14 Monaten Gefängnis wegen „Aufreizung zum Klassenhaß“ verurteilt, auf Grund einer Rede, die er am 1.Mai in der Öffentlichkeit hielt. In der Haft erlernte er die niederländische Sprache.
Nach seiner Entlassung zog er nach Friedrichshagen, wo er, abgesehen von einigen kurzen Unterbrechungen, bis 1933 lebte.
In den 1890er Jahren entwickelte Wilhelm Spohr eine große Leidenschaft für den holländischen Schriftsteller Multatuli (Eduard Douwes Dekker). Er besuchte dessen Witwe in Amsterdam und übersetzte sein gesamtes Werk ins Deutsche.
Spohr gehörte auch zu den frühen Förderern des Malers Fidus, mit dem er eng befreundet war. 1902 erschien von ihm das Werk „Fidus“.
Wilhelm Spohrs Betätigungsfeld galt der Volksbildung und der Pädagogik. Er organisierte dazu eine Wanderausstellung, die in 40 Städten Deutschlands gezeigt wurde und daraufhin starke Resonanz in Kinderbüchern und Schulplänen hinterließ.
Ab 1907 beteiligte sich Spohr für viele Jahre, gemeinsam mit Herman Teistler, Bruno Wille und Wilhelm Bölsche, an den Aktivitäten der Ortsgruppe des „Dürerbundes“ sowie der „Kunstgemeinde“ und engagierte sich für die „Wandervogelbewegung“.
Von 1926 an, bis 1934 organisierte er im Auftrage des Berliner Magistrats Theateraufführungen und Konzerte an Berliner und märkischen Schulen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zog sich Spohr nach Schöneiche (bei Berlin) zurück und schlug sich mühsam mit schriftstellerischen Gelegenheitsarbeiten durch.
Nach Kriegsende knüpfte er sofort wieder an die Tradition der Kulturarbeit an: u.a. organisierte er die legendären Friedrichshagener Kinderfeste und -Umzüge.
Auch publizistisch wurde er wieder aktiv, hervorzuheben ist hierbei: „O ihr Tage von Friedrichshagen“ (1949), indem er die Situation und die Geschehnisse mit seinen Kollegen und Freunden des „Friedrichshagener Dichterkreises“ beschreibt.
1953 redigierte er die Festschrift zur 200 Jahrfeier Friedrichshagens: „200 Jahre Friedrichshagen. 1753-1953“. Herausgegeben von der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland.
Am 9. Juni 1959 starb Wilhelm Spohr in Rüdersdorf. Er wurde auf dem Schöneicher Waldfriedhof beigesetzt. Die Grabstelle ist leider nicht mehr erhalten.
-kbr-