Gotthard Erler, Jahrgang 1933, studierte Germanistik in Leipzig u.a. bei Hans Mayer und Hermann August Korff.
Ab 1964 arbeitete er im Lektorat des Aufbau-Verlages als leitender Mitarbeiter und in den Jahren 1990 bis 1998 als dessen Programmgeschäftsführer.
1987 promovierte Erler in Greifswald mit einer Arbeit über editionstheoretische Probleme.
Seine Karriere als Editor begann er 1961 mit einer Neuausgabe von Hermann Hettners "Geschichte der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts". Danach übernahm er die Kommentierung der von Hans Kaufmann besorgten Heine-Ausgabe des Aufbau-Verlages (1961-1964) und gab 1965 den "Faust"-Band in der Berliner Goethe-Ausgabe heraus.
Mitte der 1960er Jahre begann er sich verstärkt mit Theodor Fontane zu beschäftigen:
er war maßgeblich an der achtbändigen Edition der "Romane und Erzählungen" beteiligt (1969), wobei er unter anderem erstmals den authentischen Text des Nachlaßromans "Mathilde Möhring" vorstellen konnte.
In der Bibliothek deutscher Klassiker besorgte er eine zweibändige Fontane-Brief-Sammlung, die, ebenfalls zum ersten Mal, auf die Handschriften zurückgriff.
Ab 1976 erschien unter seiner Leitung eine vollständige, reich kommentierte Ausgabe der "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" (auf 8 Bände angewachsen).
Als brisante Quellenpublikation erwies sich die Korrespondenz der Fontanes mit dem Ehepaar Henriette und Wilhelm von Merckel (1987).
Zu Beginn der achtziger Jahre konnte er Charlotte Jolles, die große alte Dame der Fontane-Forschung in London, dazu bewegen, daß sie der Veröffentlichung ihrer legendären, auch bibliographisch grundlegenden Dissertation "Fontane und die Politik" zustimmte (1983), die noch immer ungedruckt war, da die Nazis die Autorin 1939 ins Exil getrieben hatten.
Seit 1994 gibt Erler die von ihm begründete Große Brandenburger Fontane-Ausgabe heraus, in der er - außer den Tage- und Reisetagebüchern - den Fontaneschen Ehebriefwechsel vorlegte (gemeinsam mit seiner Frau Therese).
2002 veröffentlichte er die Emilie Fontane-Biographie "Das Herz bleibt immer jung".
Erler betonte stets die europäischen Aspekte im Denken und im Werk Fontanes und verwahrte sich gegen dessen Vereinnahmung als "märkischer Heimatdichter".
In Taschenbüchern hat er in diesem Sinne Fontanes Impressionen aus Dänemark, England, Frankreich und Italien dokumentiert.
Seine jahrzehntelangen Forschungen zu Fontane und die Vielzahl seiner Editionen haben an der Verbreitung von Fontanes Werk und der Erschließung seiner Biographie einen bemerkenswerten Anteil.
Eine Auswahl seiner essayistischen Studien bietet der Band "Hinterm Berg wohnen auch Leute" (2013 im Stapp Verlag).
Gotthard Erler ist mit der Literaturwissenschaftlerin Therese Erler verheiratet, die an zahlreichen seiner Editionen beteiligt ist.
Sie leben in Friedrichshagen.