06.04.2007


Turmbesteigung

Osterausflug in die Müggelberge

Wenn nicht gerade Nebel ist, haben wir ihn immer vor Augen – unseren Müggelturm. Beim Spaziergang an den See ist er gewohnter Bestandteil der Silhouette der Müggelberge am Ufer gegenüber. Nehmen wir mal an, unsere Jüngste – beim Spaziergang weniger interessiert an der erwachenden Natur, sondern eher von der Neugier auf den Osterhasen und seine schon seit Tagen versprochenen bunten Eier geplagt – wolle von da oben nach ihm Ausschau halten. Natürlich geben wir ihr nach und machen uns an den Aufstieg. Obwohl unsere letzte Turmbesteigung schon sehr lange zurückliegt, haben wir ihn und den wunderbaren Blick in die Weite, über Wälder und Seen unserer schönen Umgebung noch gut in Erinnerung.

Von weitem sieht er ja auch noch ganz passabel aus. Doch wehe, wenn wir näher kommen:

Die Gaststätte an seinem Fuße – eine Ruine. Wäre es eine antike, könnte sie ja sogar zusätzliche Touristen anlocken. Aber so wendet man sich mit Grausen und macht sich an den Aufstieg, um von oben mit einem Blick in die Weite das soeben Gesehene vergessen zu machen.

Doch, oh weh, die Tortur für unsere Augen ist noch lange nicht zu Ende. In was für einem Zustand ist das historische Bauwerk! Durch zerbrochene Scheiben pfeift der Wind, schmutzige Pfützen auf den Plateaus, die Treppengitter verrostet und ganze Betonbrocken fehlen in den Mauern.

Hat der Turm das verdient?

Kurzer geschichtlicher Exkurs: Geburtsstunde um 1880, 1889 im chinesischen Pagodenstil erweitert und auf 27 Meter erhöht. 1890 zählte der zunächst aus Holz errichtete Turm ca. 52.000 Besucher. 1958 brannte er ab und wurde im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks wieder erbaut. Die Bevölkerung spendete dazu 130.000 Mark und leistete 3.700 freiwillige Arbeitsstunden. Letztendlich wurde der Turm 1996 mit EU-Fördermitteln für 1 Million DM saniert. Und jetzt das! Man könnte bei den auftretenden Fragen glatt den Osterhasen vergessen.

Der Müggelturm und Friedrichshagen gehören eigentlich zusammen; oder muss es bald nur noch „gehörten“ heißen?

Dann könnten wir vielleicht Theodor Fontanes Blick von etwa 1880 von der Anhöhe (damals noch ohne Turm) nachvollziehen:

„Auf Quadratmeilen hin nur Wasser und Wald. Nichts, was an die Hand der Kultur erinnerte. Nicht Weg, nicht Steg und keine andere Fahrstraße sichtbar, als das verwirrende Flussnetz, das sich durch die scheinbar endlosen Forstreviere zieht. Kein Hüttenrauch steigt auf, keine Herde weidet an den Ufern entlang, und nur eine Fischmöwe schwebt satt und langsam über dem Müggelsee.“

 

 

 

__________________________________________________________________________________________