04.09.2012


Freiwillige Feuerwehr Friedrichshagen an der Motivationsgrenze

Freiwillige Feuerwehr und Berufsfeuerwehr werden nicht mehr parallel alarmiert

Es ist Sonnabend, als plötzlich Feuer ausbricht. 5.000 Quadratmeter Wald am alten Schießplatz in Wilhelmshagen brennen. Die Feuerwehr wird alarmiert. Die Brandbekämpfer aus Köpenick rücken aus, ebenso die Freiwilligen Feuerwehren (FF) Wilhelmshagen und Friedrichshagen. Gemeinsam wird das Feuer niedergerungen.

Nur einen Tag später sind die Feuerwehrleute an der gleichen Stelle wieder im Einsatz, weil das Feuer wieder aufgeflammt ist. Einziger Unterschied: Die Friedrichshagener Kameraden wurden nicht alarmiert. Und hier beginnt für den Friedrichshagener Wehrleiter Steffen Nimptsch das Problem.

„Früher wurden die Freiwilligen Feuerwehren parallel zur Berufsfeuerwehr (BF) alarmiert, meldeten die Freiwilligen Bereitschaft konnte die BF zurückfahren, so sie nicht benötigt wurden“, erzählt Nimptsch.

Früher, das war die Zeit vor dem neuen Einsatzkonzept, genannt EK06. Seitdem gehen die Einsätze für die Friedrichshagener zurück. Waren es im Jahr 2006 noch um die 700 Alarme, so rückten die ehrenamtlichen Helfer 2011 gerade noch 300 mal aus. Damit waren sie die fünftstärkste Wehr der Direktion Süd der Berliner Feuerwehr.

„Ich kriege langsam Motivationsprobleme für meine Kameraden, wenn wegen einer Ölspur auf dem Fürstenwalder Damm ein Wagen aus Treptow ausrückt und wir nicht losgeschickt werden“, so der 31-Jährige.

Etwas anders hingegen sieht die Problematik der Leiter der Direktion Süd, Mathias Raffelt: „Die Friedrichshagener sehen nicht ganz Köpenick, diesen Überblick hat nur die Leitstelle.“

Der Wichtigkeit der FF in den Berliner Randgebieten ist sich Raffelt voll bewusst, spricht gar davon, dass die Berliner Feuerwehr ohne sie „aufgeschmissen“ wäre. „Die Wache in Rahnsdorf steht vor dem Ende, weil der Nachwuchs fehlt“, sagt der Direktionsleiter. Sorgen, die er sich über Friedrichshagen nicht zu machen braucht. Gibt es in der Nachbarwache noch gerade fünf Aktive sind es am Müggelseedamm 24 Aktive und 12 Jugendliche.

Und die wollen nicht nur üben, sondern helfen. „Wir sind froh, dass wir die Freiwillige Feuerwehr Friedrichshagen haben, aber wir können nicht wollen, dass Ehrenamtliche 2 bis 3 mal am Tag alarmiert werden“, bittet Raffelt um Verständnis.

Beide Seiten haben gute Argumente auf ihrer Seite. Kleiner Lichtblick: Etwas Besserung könnte die derzeit stattfindende Neuberechnung der Ausrückbereiche, auf Grundlage aktueller Straßendaten und die Anhebung der Soll-Ausrückezeiten für große Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr um 30 Sekunden bringen.  

Soll die Berufsfeuerwehr derzeit in 60 Sekunden Ausrückbereit sein, wird diese Zeit auf realistischere 90 Sekunden angehoben. Weitere 30 Sekunden mehr, die die Friedrichshagener näher an Wilhelmshagen sind.

Reporter: Christian Kielmann

 

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