Wenn ab 21. Oktober 2017 die Bölschestraße wieder (vorausgesetzt, alle Bauträger halten ihre Pläne ein) vollumfänglich begeh- und befahrbar sein wird für alle Verkehrsteilnehmer, freuen sich bestimmt einige kleine und große Fußgänger über die "Rückeroberung" des breiten Gehwegs und es dürfte auch wieder genug Platz für Kinderwagen oder Rollatoren geben.
Die überaus zahlreichen Radfahrer, die Friedrichshagen frequentieren, haben darüber hinaus endlich ihren ersehnten (sicheren?) Schutzstreifen für Radfahrer. Der sogenannte Angebotsstreifen gehört gemäß § 42 der Straßenverkehrsordnung (StVo) zu den Richtzeichen. Er darf von anderen Fahrzeugen überfahren werden, jedoch unter besonderer Rücksichtnahme auf die ihn nutzenden Radfahrer. Er darf nicht als Parkraum genutzt werden. Überholende Fahrzeuge sollen etwa 1,50 m Seitenabstand einhalten. Interessant erscheint hierzu auch die Rechtsprechung des Kammergerichts Berlin vom 12. September 2002.
Soweit die Hoffnung eines erwachsenen Radfahrers.
Wenn man die letzten Jahre rückblickend betrachtet, steht zu befürchten, dass der alte "Wettkampf" mit neuen Facetten zu erleben sein dürfte. Die, in Relation zum Parkplatzangebot in Friedrichshagen, auch recht zahlreichen Pkw-Nutzer, welche schon vor dem Umbau der Bölschestraße einen erheblichen Teil ihrer Zeit mit Parkraumsuche auf der Friedrichshagener „Meile“ zubrachten, könnten versucht sein, sich ihren Stellplatz ungeachtet des Radstreifens zurückerobern zu wollen. Dazu kommt eine in den letzten Jahren zu erlebende steigende Zahl von Lieferfahrzeugen, welche Radfahrer auch weiterhin zu riskanten Überholmanövern zwingen werden. Es ist nicht auszuschließen, dass das friedliche und faire „Miteinander auf der Straße“ ausbleibt. Was tun? Vorher darüber nachdenken, ist der erste Schritt.
Miteinander darüber zu reden, sollte der Zweite sein, damit der Angebotsstreifen nicht nach kurzer Zeit nutzlos wird, weil die Radfahrer sich wieder mit den Fußgängern auf dem Gehweg um den Platz streiten müssen.
Ohne Unterstützung von öffentlichen Stellen durch prophylaktische Verkehrserziehung und regelmäßige Kontrollen werden sich signifikante Entwicklungen nur schwer abbilden lassen. Dann bleibt am Ende doch nur wieder der Frust des Einzelnen, das Kopfschütteln oder der vermeidbare Schaden übrig. In Friedrichshagen bietet die umgebaute Bölsche die Gelegenheit zu einer „Verkehrswende“ im Kopf und im praktischen Umgang miteinander und damit zu einem weiteren Mehrwert für alle Verkehrsteilnehmer aus Friedrichshagen und dem "Rest der Welt".
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Wolfgang Plantholt ist verantwortlich für die Projektkoordination und Mitglied der "FahrRäte" in Berlin des
Verkehrsclubs Deutschland, Landesverband Nordost e.V. (VCD Nordost).
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