12.02.2013


Rathaus Friedrichshagen wird Thema im Bezirksmagazin Treptow-Köpenick 2013/14

Die neue Ausgabe von Hertel Media kommt im April

Rathaus-Giebel: Dem Wohle der Bürger

Ilona Beuschel von der Hertel Agentur sprach mit Tobias Apelt und machte einen Artikel aus dem Gespräch. Wir bringen einen Vorabdruck. Der vollständige und bebilderte Bericht erscheint im April in einer Auflage von 50.000 Exemplaren.

Friedrichshagener wollen ihr Rathaus kaufen

Ausbau zu einem Zentrum für Kultur, Bildung, Tourismus, Wirtschaft und Kommunikation geplant


Viele Jahre war im historischen Rathaus Friedrichshagen die örtliche Polizeidirektion untergebracht. In gewisser Weise entsprach das auch dem Anliegen seiner Erbauer: „Dem Wohle der Bürger“. Der Spruch auf der Fassade ist rechts und links der Rathausuhr deutlich lesbar.

Doch gegenwärtig steht das kommunale Gebäude leer; die Polizei ist ausgezogen. Ein Investor wollte hier, im Herzen Friedrichshagens, renditeträchtig attraktive Eigentumswohnungen errichten. Dagegen haben sich Friedrichshagener Anwohner, Vereine und Gewerbetreibende gewehrt. Sie wollen, dass das Haus ein Haus für die Bürger und die Öffentlichkeit bleibt. Ein Zentrum für Kultur, Bildung, Tourismus, Wirtschaft und Kommunikation soll entstehen, mit Veranstaltungen und Dienstleistungen jeder Art, der Wiederauferstehung des Ratskellers, mit Tourismusinformation, einem Hochzeitszimmer für Trauungen, Sprechstunden des Bürgermeisters im alten Amtszimmer, Räumen für lokale Medien, Kreative, Dienstleister und Vereine, für Konferenzen, Versammlungen, Ausstellungen….

Eine Kommanditgesellschaft wurde gegründet, um das Rathaus nebst Nebengebäuden vom Land Berlin zu kaufen. Verhandelt wird aktuell ein Erbbaurechtsvertrag, bei dem die Bürger das Rathaus kaufen und das Grundstück im Landeseigentum bleibt. An dem Vorhaben kann sich jeder beteiligen - als Gesellschafter und quasi „Ratsmitglied“, als Darlehensgeber, als Mieter oder Unterstützer durch Spenden und Arbeitsleistungen.

Schon die Errichtung des Rathauses ab 1897 verdankte sich nicht allein den Steuergeldern der Friedrichshagener, sondern auch ihren großzügigen Spenden. Bereits 1886 hatte Polizeihauptmeister a.D. Carl Bayer das Grundstück in der damaligen Friedrichstraße 85 der eigenständigen Gemeinde vermacht. 1899 wurde hier das Rathaus eingeweiht, errichtet im Stil der Spätgotik und Renaissance. Seine repräsentative Architektur entsprach dem Selbstverständnis und Ansehen des Ortes, der Ende des 19. Jahrhunderts auf etwa 10.000 Einwohner angewachsen war und immer mehr Bedeutung erlangte. Auch sollten Gemeindeverwaltung und –vertretung zusammengeführt werden, die bisher an unterschiedlichen Standorten und eher dezentral untergebracht waren.

1911 wurde das Rathaus durch den Erwerb des Nachbargrundstückes noch erweitert. Doch der Stolz der Friedrichshagener währte nicht lange. Mit der Eingemeindung nach Groß-Berlin im Jahre 1920 verlor der Ort seine kommunale Selbstständigkeit. Das Rathaus diente nun als Sitz verschiedener Geschäfts- und Verwaltungsstellen des neu gegründeten Bezirks Berlin-Köpenick. Vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis 2011 wurde das Gebäude überwiegend als Polizeiwache genutzt.

Reich mit Stuck geschmückt


Das Äußere des viergeschossigen Baus lässt erahnen, was einen im Innern erwartet. Stuck, vergoldete Ornamente, Holzvertäfelungen und Schnitzereien schmücken jene Räume, die repräsentative Funktionen erfüllten. In den 1990er-Jahren wurden das Bürgermeister- und das Standesamtszimmer, das Treppenhaus und der Sitzungssaal originalgetreu restauriert. Hier fand sich zum Beispiel unter mehreren Schichten Farbe das Wandbild „Der Alte Fritz bei seinen Siedlern“ aus dem Jahre 1903, das an den Ursprung Friedrichshagens als Kolonistendorf erinnert.

Bereits während die Polizei Nutzer des Hauses und seiner Nebengebäude war, fanden im historischen Rathaus Führungen, Kunst- und Kulturveranstaltungen sowie Bürgerforen, Runde Tische, Ausschusssitzungen der BVV und Empfänge statt. Auch die Werbegemeinschaft und der Bürgerverein Friedrichshagen e.V. waren zeitweilige Nutzer.

Mit regelmäßigen Veranstaltungen, Räumlichkeiten für soziale Einrichtungen, eine Kita, eine Musikschule, Künstlerstudios u.a. möchte man daran anknüpfen. Friedrichshagener und Besucher sollen im Rathaus wieder ein- und ausgehen, Dienstleistungen in Anspruch nehmen und Räume nutzen können.

Die Interessengemeinschaft Rathaus Friedrichshagen hat dafür ein wirtschaftlich tragfähiges Nutzungs- und Finanzierungskonzept erarbeitet und in eine Betreibergesellschaft eingebracht. Für eine vollständige Erschließung des Gebäudes, eine sinnvolle Raumaufteilung, die technische Infrastruktur, die Erhaltung der historischen Bausubstanz und den Gebäudebetrieb sind z.B. noch erhebliche Investitionen erforderlich.

Die für den Erwerb und Betrieb der Immobilie gegründete Rathaus Friedrichshagen Projekt GmbH & Co KG möchte dabei Nutzer und Unterstützer in die Mitbestimmung und Verantwortung mit einbinden. Gebraucht werden finanzielle Mitstreiter im Kleinen wie im Großen, insbesondere starke Investoren. Finanzielle Einlagen sollen – wie Kapitalanlagen – selbstverständlich Renditen erzielen, die wohl nicht so hoch liegen wie beim Bau von Luxuseigentumswohnungen, die dem Anleger, neben dem materiellen Gewinn, aber das Renommee eines Förderers zum Wohle Friedrichshagens bescheren werden. Zudem sind natürlich jede Menge gute Ideen und weitere Hilfen gefragt.

Weitere Informationen:
Rathaus Friedrichshagen Projekt GmbH & Co.KG
Bölschestraße 110, 12587 Berlin
Telefon: 0179-470 78 39 oder 0172-309 58 50
eMail: post[at]rh-f.de
www.rathaus-friedrichshagen.de

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