18.06.2016


"Wannsee-Ost" soll ab Frühjahr 2017 komplett saniert werden

Die Ausschreibung startet in der kommenden Woche

Es gibt viel zu tun

v.l.n.r.: Matthias Schmidt, Karin Zehrer, Oliver Igel

"Der Haushaltsbeschluss ist Gesetz." - Mit diesem Schlusswort konterten Swen Schulz (MdB), Berliner Mitglied im Haushaltsausschuss des Bundestages und Oliver Igel die Skepsis der regionalen Akteure, die laut Bekunden eines Fragestellers auch dem Stimmungsbild eines Teils der Anwohner entsprächen, am vergangenen Mittwochnachmittag zum Abschluss des Pressegesprächs im "Strandbad Müggelsee".

Vorausgegangen war eine längere Erläuterung mit anschließender Fragerunde durch Bezirksbürgermeister Oliver Igel. Ebenfalls anwesend waren Matthias Schmidt (MdB), einer der eifrigsten Kämpfer für die Sanierung des stadtbekannten Kulturdenkmals im Südosten Berlins und Karin Zehrer, Spitzenkandidatin für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus in Treptow/Köpenick für die Sozialdemokraten.

Die EU-weite Ausschreibung soll schon in der kommenden Woche veröffentlicht werden. Wer sich zutrauen sollte, die "Denkmalsruine" innerhalb von zwei Jahren in einen Zustand zu versetzen, der die marode bauliche Substanz in eine intakte, stabile und schadstofffreie Immobilie verwandelt, darf sich einer anspruchsvollen Aufgabenstellung bewusst sein.

Über Jahrzehnte hinterließen verschiedene Bau- und Nutzungsepochen sowie die Zähne der Zeit ihre deutlichen Spuren an allen Gebäudeteilen. 1929/30 nach einem Brand neu errichtet und architektonisch im selben Stammbaum wie das Strandbad Wannsee zu verorten, muss dem Bauwerk heute an vielen Stellen durch Stützkonstruktionen geholfen werden. Nichtsdestotrotz ist das Strandbad Müggelsee kein austauschbares Stück Geschichte, dessen Akte man einfach schließen sollte, fand Matthias Schmidt und verhalf durch sein Engagement im Bundestag dem in seinem Wahlkreis zuvor schon fast vom Vergessen bedrohten Lokalstandort, der zur Zeit etwa 150.000 Euro Kosten pro Jahr verursacht, zu unerwartetem Gehör. Dass nun gerade kurz vor der Abgeordnetenhauswahl das Thema einen guten Werbeeffekt verspricht, mag mancher kritisch bewerten, allerdings könnte man im Umkehrschluss auch der Meinung sein, dass Politiker im Wahljahr auch nicht die Arbeit einstellen können, nur um nicht in den Verdacht der "Doppelverwertung" von bestimmten populären Themen zu geraten.

Grundsätzlich sollten Willensbekundungen und Plänen auch praktische Umsetzungen folgen, die im Nachhinein die Planung als realistisch dastehen lassen und nicht als Luftschloss. Gegenbeispiele häufen sich in den letzten Jahren bundesweit zum Leidwesen aller, besonders der kleinen Steuerzahler.

Die acht Millionen Euro, die Stand jetzt zur Verfügung stünden, teilen sich bekanntermaßen Bund und Land hälftig.

Im Bundeshaushalt seien jene vier Millionen im Etat "Zuschüsse für investive Kulturausschüsse" der sogenannten Grüttersbehörde zu finden, so der Abgeordnete Swen Schulz. Oliver Igel informierte darüber, dass die vier Millionen des Landes Berlin haushaltstechnisch erst dem nächsten Doppelhaushalt zuzurechnen seien und ergänzte auf Nachfrage, dass die "Bundesmittel auflagenfrei" erteilt worden seien vor dem Hintergrund der zu erwartenden "Denkmalaufwertung" und "gerne auch früher" zur Verfügung stünden, wie er aus Gesprächen u.a. mit dem Berliner Finanzstaatssekretär Klaus Feiler erfahren habe.

In Angriff genommen werden müssen nun neben dem erwähnten Start der Ausschreibung auch die Erstellung eines Schadstoffgutachtens, die Entnahme von Proben, eine Putz- und Feuchteanalyse und ähnliches mehr.

Zur kompletten Instandsetzung der Gebäude und Anlagen gehöre auch der Rückbau der Treppenanlage und ein Ersatzbau sowie der ersatzlose Abriss des Flachbaus, in dem früher u.a. eine Diskothek beheimatet war, da dieses Gebäude aufgrund der maroden Bausubstanz eine Gefährdung darstellen würde und kein "denkmalgerechtes Gebäude" sei. Noch keine Pläne gäbe es für die nach dem Abriss frei werdende Fläche. Ebenso sei zur Zeit keine Umlage der Kosten auf die späteren Badegäste in Form einer Wiedereinführung von Eintrittspreisen geplant.

Man darf gespannt sein, ob etwas, das auch im sanierten Zustand nichts kosten soll, trotzdem mehr wert sein kann als das, was man heute für "Null ouvert" geboten bekommt.

Der Ausdruck "Wannsee-Ost" soll übrigens tatsächlich im Haushaltsausschuss des Bundestages gebraucht worden sein, um den Kollegen aus dem "restlichen" Bundesgebiet besser verständlich zu machen, worum es ginge beim Thema Strandbad Müggelsee...

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