Der Raum ist überfüllt. Am Müggelseedamm 133 drängt man sich am ersten Sonntagnachmittag im April. Nur wenige haben einen Stuhl ergattern können, der Rest muss stehen. Frank Hartung und Thomas Habedank stellen die beiden neuen Nummern 5 und 6 in der Reihe Kapitälchen der Andante Handpresse von Peter Rensch vor.
Nach einer kurzen Begrüßung improvisiert Jürgen Fitz, der sich seinen Weg durch die Zuhörer bahnen muss, auf dem Saxophon, dann liest Frank Hartung seine eigenen Texte „Stadt-Nacht-Berlin“ und „Il Golfo di Napoli“, zu denen er Graphiken geschaffen hat. Oder war es umgekehrt? Er sagt es nicht. Zeit zum Nachdenken darüber bleibt jedenfalls bei der nächsten musikalischen Einlage.
Thomas Habedank hat vier Gedichte des Dadaisten Hans Arp zum Ausgangspunkt seiner Graphiken genommen. Zwei einführende Dada-Texte und Arps Gedichte trägt die Schauspielerin Renate Richter mit großer Einfühlungskraft vor. Es gibt viel Applaus und anschließend reichlich Gespräche bei Wein und Wasser.
Peter Rensch ist angenehm überrascht. „Dass so viele kommen, hätte ich nicht erwartet“, sagt er bescheiden, als wir uns am nächsten Tag noch einmal treffen. „Und schön war, dass sich beide Hefte in etwa gleicher Anzahl gut verkauft haben. Das lässt sich doch vorher überhaupt nicht abschätzen.“ Sein Gespür für Texte und ihre adäquate bildliche Gestaltung hat ihn nicht getäuscht. Alle seine Bücher werden von ihm selbst als Handpressendrucke in kleinen limitierten Auflagen, nummeriert und signiert, mit Bleisatzschriften im Buchdruck hergestellt. Mit seinen Arbeiten präsentiert sich der seit 1983 freiberuflich arbeitende Schriftsetzer, Maler, Graphiker und seit 1990 auch Verleger regelmäßig auf der Frankfurter Buchmesse, der Mainzer Minipressenmesse und bei anderen Ausstellungen im In- und Ausland. Zahlreiche Werke von ihm befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland, in der Schweiz und in den USA.
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