23.09.2014


Die Marathonlesung

Ratskeller öffnete nach Jahrzehnten

Glücklich, die einen Sitzplatz ergatterten

Seit 1899 hat Friedrichshagen ein Rathaus, nur zwei Jahre später auch eine Stadtteilbibliothek, die seit 2005 den Namen „Johannes Bobrowskis“  trägt. Keine zehn Jahre danach könnte sie vor dem Aus stehen.
Um ein Zeichen dagegen zu setzen, fand auch diese Lesung am letzten Freitag statt. Da uns – d.h. der Bürgerinitiative BIBER (Bibliothek erhalten) – für diesen Zeitraum die Räume in der Peter Hille Straße nicht zur  Verfügung standen, wurde aus dem Ausweichen  das Highlight Ratskeller. Dafür sei der Betreibergesellschaft Dank.
Jahrzehntelang schlief dieser Keller seinen Dornröschenschlaf. Fleißige Hände verhalfen ihn zu einer Metamorphose. Das Rathaus machte seiner Inschrift „Dem Wohle der Bürger“ alle Ehre und verschaffte den vielen Besuchern ein unvergessliches Kulturereignis.  
Nach einer Kundgebung vor der Bibliothek ging es zum Rathaus. Anfangs konnten die Räumlichkeiten  die Menge der Zuhörer kaum fassen. Natürlich lichteten sich im Laufe der fünf Stunden Marathonlesung die Reihen der Literaturfreunde etwas , dennoch gab es bis zum Schluss, eine halbe Stunde nach Mitternacht, keine gähnende Leere.
Neben der Vielzahl der Unterstützer, waren es die vielen  neu entdeckten Talente, die Erstaunen machten. Unter den Lesenden, die entweder eigenes oder aus Lieblingsbüchern lasen,  waren  Schauspieler, Politiker, Schriftsteller, Regisseure, Pfarrer, eine Bibliothekarin aus Kreuzberg  und sogar eine ehemalige Bischöfin.
An dieser Stelle eines der  uns übersandten Grußworte:

Bibliotheken überhaupt, nicht nur, wenn sie so einen wunderschönen Namen tragen wie Johannes Bobrowski, sind unbedingt  schützens- und erhaltenswert. Und es zeugt immer wieder von einer erstaunlichen Naivität, wenn ich denke, dass eine mit diesem Namen da gar nicht gefährdet sein kann.  Vielleicht sollten die Verantwortlichen einfach mal etwas von ihm lesen?! Er hat fürs Leben so wundervolle Vorschläge! Man kann da enorm viel lernen. Falls es was nützt, um die Neugier in Gang zu bringen, das finden auch sehr klangvolle Namen aus der Dichtergilde in den so genannten "alten Bundesländern". Falls ein solcher Hinweis nach 25 Jahren immer noch nötig sein sollte! Ich wünsche Erfolg beim Verteidigen dieser Institution.
Viele Grüße von der Jutta Wachowiak
 

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