11.01.2018


Wenn das der Kaiser wüsste!


Schmierereien verschandeln künstlerisch gestaltete Flächen in Friedrichshagen

Blick zum ehemaligen Kaisersteg

Ein Ort der Entspannung am Wasser

Mutwillige Verschmutzung der gestalteten Wandflächen

Dazu kommt aktuell ein abschreckender Verschmutzungsgrad

Die Berliner Bezirke und Kieze werden immer mal wieder ob Ihrer Individualität und Andersartigkeit hervorgehoben. Von Touristen sowieso, aber auch von Berlinern. In Berlin ist die Andersartigkeit stärker ausgeprägt als in anderen Großstädten Deutschlands, sagen auch manche fast bewundernd, die dann kurz darauf wieder in Ihre heimatlichen Fachwerkstädtchen zurückkehren.

Individualität dokumentiert sich auf verschiedene, nicht immer auf den ersten Blick zu erkennende, Weise, aber auch durch das Verhalten der Menschen zueinander und das Verhalten der Menschen im (öffentlichen) Raum.

Frei nach Paul Watzlawicks kommunikationstheoretischem ersten Axiom "Man kann nicht nicht kommunizieren" steht ebenso fest: Man kann sich nicht nicht verhalten.

Wenn man sich die Bezirke Berlins vor Augen hält, scheint sich in dieser großen vielfältigen Stadt ein klar wahrnehmbarer Trend hin zur Zweckentfremdung und "Benutzung" gewisser öffentlicher Räume einzubürgern, der, vielleicht nur unreflektiert hingenommene, Verschmutzungen und Sachbeschädigungen beinhaltet. Von einzelnen, meist anonym bleibenden Mitbürgern verursacht, müssen die Ergebnisse dieser "kreativen" Grundhaltung(?) jedoch von allen ausgehalten werden. Wer meint, das sei übertrieben, hat eventuell nicht genug gesehen oder sollte mal für eine Woche das Auto stehen lassen. Die Ursachen scheinen vielfältig bis einfältig, je nach Betrachtungsweise.

Mülltonnen werden überfüllt und dann einfach alles weitere daneben geworfen, Mülleimer werden kaputtgetreten, Weihnachtsbäume und Hausrat auf Gehwegen entsorgt, Reste von Familienfeiern, Partynächten oder Saufgelagen werden der Nachwelt aufgehalst.

Ja, es sind immer Einzelfälle. Aber die Geduld des Einzelnen ist eben auch ein Einzelfall. So ist das im Leben. Hier reden wir aber über den Verursacher.

Rufen wir uns den kurz nach seiner Sanierung gleich wieder verunstalteten Spreetunnel in Erinnerung.

Es geht ja nicht darum, aus Schmetterlingsflügeln Elefanten zu falten. Kritisch reflektierende Betrachtung der Einzelfälle, bevor es zu spät ist. Darum sollte es in unserer schönen Bezirksregion gehen. Unsere Freiheit besteht ja auch darin, kreativ, innovativ oder konservativ sein zu dürfen, ohne den Nachbarn vereinnahmen zu wollen.

Ein Leser schilderte schilderte seine Gedanken so: "Ich habe leider gesehen, dass die schönen Müggelseewandbilder am kleinen Park (Ende Bruno-Wille-Strasse) durch Vandalismus zerstört wurden. Das ist schade. Ich habe sie Jahre lang gern dort gesehen. Ob es eine Möglichkeit gibt, sie wieder aufleben zu lassen? Am besten gleich mit einer Schutzschicht-Lackierung. Vielleicht ließe sich das durch echte Graffitikünstler realisieren. Leider hat in der letzten Zeit der Graffit-„terror“ auch in Friedrichshagen sichtbar zugenommen, was auch im frisch sanierten Spreetunnel, am frisch renovierten Bahnhof und vielen Parkbänken zu sehen ist. Lassen wir uns wirklich unser liebevoll und teuer saniertes Umfeld so einfach zerstören?"

Für sich genommen schon ein Baudenkmal ist die verlängerte Bruno-Wille-Straße, früher Kaisersteg (Wilhelm II., deutscher Kaiser, König von Preußen,* 27.1.1859 Berlin, + 4.6.1941). 1914 erstmals im Bebauungsplan für Friedrichshagen als Kaisersteg aufgeführt, ist die kleine Anlage am Wasser seit 1947 Teil der Bruno-Wille-Straße.

Nun muss man das nicht unbedingt wissen, aber könnte es möglicherweise etwas an der eigenen Haltung zum Objekt ändern?

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