03.12.2016


Im ersten Moment ist man sprachlos

Drama in der Tram war gar keins?

30.11.2016, 11:38 Uhr – Der Polizeipräsident in Berlin

14-Jährige zeigt fremdenfeindlichen Vorfall an

In Friedrichshagen soll es gestern Nachmittag einen fremdenfeindlichen Vorfall in einer Straßenbahn gegeben haben. Eine 14-Jährige gab an, sie sei gegen 14.35 Uhr an der Haltestelle Bölschestraße in eine Bahn in Richtung S-Bahnhof Friedrichshagen gestiegen. Der Fahrer soll daraufhin über Lautsprecher eine Durchsage gemacht haben, dass sie wieder aussteigen solle, da niemand von ihm befördert würde, der ein Kopftuch trägt. Die Jugendliche gab an, sie hätte von keinem der anderen Fahrgäste Unterstützung erhalten und sei daraufhin verunsichert ausgestiegen. Anschließend hatte sie den Vorfall einer Erwachsenen mitgeteilt, die Anzeige erstattete. Die Ermittlungen hat der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes übernommen.

02.12.2016, 17:30 Uhr – Der Polizeipräsident in Berlin

14-Jährige zeigt fremdenfeindlichen Vorfall an – neue Erkenntnisse

Nr. 2921

Im Falle eines angezeigten fremdenfeindlichen Vorfalls stellt sich der Ablauf nach den derzeitigen Ermittlungen des Polizeilichen Staatsschutzes anders dar. Wie berichtet hatte eine 14-Jährige angezeigt, sie sei am Dienstag, den 29. November 2016, aufgrund ihres Kopftuches von dem Fahrer einer Tram in Friedrichshagen aufgefordert worden, die Bahn zu verlassen. Inzwischen gaben mehrere Zeugen des Vorfalls gegenüber der Polizei an, die 14-Jährige sei, ebenso wie drei weitere Fahrgäste, von dem Fahrer aufgefordert worden auszusteigen, weil sie entgegen der Beförderungsbedingungen in der Bahn aß. Erst als sie als einzige der Angesprochenen auch nach mehrmaliger Ansage nicht auf die Aufforderung des Fahrers reagiert habe, hatte der Fahrer sie direkt angesprochen und hierbei als Unterscheidungsmerkmal ihr Kopftuch erwähnt. Die Ermittlungen dauern an.

Tagesspiegel.de wusste u.a. zu berichten: "...In einer privaten Chatnachricht auf Facebook, von der der BVG Screenshots vorliegen, schreibt eine junge Frau, dass sie bei dem Vorfall dabei gewesen sei. Der Bahnfahrer habe dreimal darauf hingewiesen, dass nur draußen gegessen wird. Nachdem nur eines der Mädchen darauf reagierte, habe er gesagt, "dass das Mädchen mit dem weißen Kopftuch doch bitte aussteigen und ihren Döner dort essen solle", schreibt die Frau in der Nachricht. Woher Petra Reetz (Anm. d. Red.: Sprecherin der BVG) den Screenshot dieses Facebook-Chats hat, will sie nicht sagen. Nach Angaben von Petra Reetz steht die BVG mit dem Fahrer in Kontakt. Er sei entsetzt über den Vorwurf, eine fremdenfeindliche Aussage getätigt zu haben und dementiere dies. Laut Reetz sage er, mehrmals über Lautsprecher darum gebeten zu haben, die Döner wegzupacken. Als das Mädchen nicht reagierte, habe er das Kopftuch als Unterscheidungsmerkmal erwähnt, um sie direkter anzusprechen. Die Berliner Polizei wollte heute Vormittag dazu keine Stellungnahme abgeben. "Solange die Ermittlungen noch laufen, geben wir keine Informationen preis", kommentierte ein Sprecher der Polizei."

 

Kommentar: Nicht alles, was hingenommen wird, ist wünschenswert. Ich bin, also darf ich. Im konkreten Fall scheint es sich, nach jetzigem Kenntnisstand, um eine am Kopftuch herbei gezogene Unterstellung zu handeln, die einer angemessenen Klarstellung (auch seitens der ermittelnden Behörden) bedürfte. Ob die Regelauslegung in diesem Fall eher kleinlich zu nennen sein könnte, steht auf einem anderen Blatt und kann den für eine Gesellschaft wie unsere nicht unerheblichen Vorwurf, sofern er sich als haltlos erwiese, nicht entschuldigen.

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