In Friedrichshagen ist "die Welt noch in Ordnung".
Kein Einheimischer oder Besucher würde bei dieser Aussage abwehrend die Hände heben oder mit dem Kopf schütteln. Man kann Friedrichshagen als einen Ort beschreiben, der weitgehend in sich selbst ruht. Friedrichshagen denkt, dichtet, arbeitet, diskutiert, demonstriert(wenn es muss) und genießt zwischendurch das, was durch das Zusammenspiel dieser Dinge entsteht. Eine lebendige Oase der Entspannung und Kultur.
Jetzt setzt im Film meist die dramatische Musik ein. Wer regelmäßig die Nachrichten aus naher und ferner Welt liest und hört, dem fällt auf, dass es leider einem immer noch zu großen Teil der Menschen auf dieser Welt bei weitem nicht so gut geht. Vieles entsetzt uns, manches lässt uns kopfschüttelnd zurück, das Meiste scheint weit außerhalb unseres Einflussgebietes. Nicht jedoch das in absehbarer Zeit fertig gestellte Flüchtlingswohnheim in Hessenwinkel. Und ebenso nicht die Menschen, die dort Zuflucht finden sollen. Und nicht die Kinder, die dort dann nach Halt in einer unbekannten Welt suchen werden.
Die Wilhelm-Bölsche-Schule in der Aßmannstraße, eine integrative Sekundarschule, steckt bereits voll in den Vorbereitungen für die erste "Willkommensklasse", die einen Teil der Kinder im schulpflichtigen Alter dann aufnehmen wird. Eine Lehrerin wurde bereits angestellt. Im Gespräch geben der Direktor, Herr Dr. Schulze, und Frau Wilknitz, eine engagierte Lehrerin, Einblicke in die schon erreichten und auch die noch mit Fragen behafteten Vorgänge. Vieles wurde schon getan und ebenso vieles muss noch organisiert werden. Nicht bei allem hat die Schule schon Klarheit. Aus welchen Regionen oder Kulturkreisen werden die Schüler stammen? Wie lange bleiben die Kinder? Bevor diese und weitere Fragen beantwortet werden können, möchte die Wilhelm-Bölsche-Schule ein klares Statement zu den Themen Courage, Toleranz und Willkommenskultur setzen.
Friedrichshagen brauchte sich bisher normalerweise über solche Themen keine Gedanken machen, denn jeder, der zu uns kam, kam freiwillig und blieb oder ging freiwillig. Das ist hier anders. Deshalb sollten wir uns Gedanken machen. Und den Gedanken Taten folgen lassen. So wie es diese Schule tut.
Der Friedrichshagener Schirm möchte gerne mithelfen, Informationen zu geben, Gedanken zu verbreiten, Themen aufzugreifen und Menschen die Gelegenheit geben, sich an euch Friedrichshagener, Rahnsdorfer und alle anderen zu wenden.
Wir möchten helfen, Wissen zu vermehren. Wir werden uns nicht nur heute hier, sondern künftig regelmäßig mit diesem und begleitenden Themen befassen und wünschen der Wilhelm-Bölsche-Schule und allen Mitstreitern viel Erfolg.
Vom 6. bis 10. Juli veranstaltet die Wilhelm-Bölsche-Schule eine Projektwoche unter dem Motto "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage".
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