Weit über 3000 Menschen kamen zur 100. Demo gegen Fluglärm, die geplanten BER-Flugrouten und für den per OVG-Urteil zugesicherten Schallschutz auf dem Markt vor der Christophoruskirche zusammen. Zu Gast waren viele Bürgervereine aus dem Umland (s. Fotos), die nicht nur gegen Verlärmung, sondern für einen anderen Standort des Flughafens demonstrierten.
Der RBB berichtete in seiner Spätabendschau über die Bereitschaft der Menschen, in ihrem Protest nicht nachzulassen, auch wenn es – das kam in etlichen Wortbeiträgen zum Ausdruck – nicht immer einfach ist, das Thema in den Herzen und Köpfen der Menschen präsent zu halten. Viele Demonstrantinnen und Demonstranten machten im Interview mit Ulrich Zelle und auf zahlreichen Spruchbändern, Fahnen und Transparenten klar, dass sie hier nur für einen Zwischenschritt demonstrieren.
Grundsätzlich stehe der halbfertige Flughafenbau am falschen Standort und das wolle man mit Nachdruck deutlich machen. Es gehe um die Glaubwürdigkeit der Politik, nicht mehr und nicht weniger. Jetzt, im Wahlkampf, so waren sich viele Rednerinnen und Redner einig, werden viele Versprechungen gemacht, von denen sich viele traditionsgemäß in Schall und Rauch auflösen. Dies sei nicht länger akzeptabel. Ebenso sei es eigentlich ein Unding, dass es überhaupt zur 100. Demonstration kommen konnte und sich keiner der verantwortlichen Politiker der offenen Auseinandersetzung auf dem Friedrichshagener Marktplatz stellte.
Zum 100. "Geburtstag" wurde aber auch klar: Ein Rentnerdasein führt der Protest keineswegs, auch wenn es in den Wintermonaten gelegentlich stiller um Fritzens Sockel herum wurde. 100 Demos alt und kein bisschen leise – Dank an alle, die mit nicht versiegendem Engagement klar und fundiert dem Protest in Berlin und Brandenburg Gesicht geben, die den betroffenen Menschen immer wieder Mut machen, sich mit demokratischen Mitteln vernehmbar einzumischen und auch in scheinbar ausweglosen Situationen nicht den Kopf in den Sand zu stecken.
UNSER MÜGGELSEE WIRD EUER WATERLOO – so steht es auf einem der Transparente. Das finanzielle Desaster, mit großer Wahrscheinlichkeit wieder von den Bürgerinnen und Bürgern zu tragen, ist absehbar. Betroffen von den Auswirkungen des Flughafenbetriebs sind rund sechs Millionen Menschen und für das urbane Ökosystem signifikante Naturräume in Berlin und Brandenburg. Das scheint jedoch den politisch Verantwortlichen keine nennenswerten Kopfschmerzen zu bereiten. Es gibt also keinen Grund, den Protest an den Nagel zu hängen.
Mehr Fotos gibt es auf der Galerieseite der Ev. Kirchengemeinde: http://www.christophorus-kirche.de/kirchengemeinde/galerie/100-flugrouten-demo
Text/Fotos: Uwe Baumann
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