Das Projekt "GenerationsBölsche" der Wilhelm-Bölsche-Schule in Kooperation mit der ProCurand Seniorenresidenz Bölschestraße fand am Montag, den 11. Juni 2018, seinen Abschluss mit einem gemeinsamen Grill-Brunch aller Beteiligten.
Ein vorerst letztes Mal trafen sich, einen knappen Monat vor Beginn der Sommerferien, die Beteiligten in der Bölschestraße im Spielhaus.
Seit dem Projektstart im September 2017 war viel passiert. 12 Schüler zweier 10. Klassen der Wilhelm-Bölsche-Schule hatten im Rahmen des Wahlpflicht-Unterrichts die Firma GenerationsBölsche gegründet, die dann als Grundlage für die gemeinsame Organisation der Projektinhalte und optimalerweise der Erreichung der Projektziele dienen sollte. Nach einer eingehenden Evaluierung im Dezember gab es ein paar kleinere und größere "Updates".
Verantwortliche Projekt-Anleiterinnen waren schulischerseits Caroline Schmidt und in der ProCurand Seniorenresidenz Denise Grytzka zusammen mit Ihrem Team der sozialen Betreuung.
An einer langen Tafel saßen nun an jenem Montag ab 10:00 Uhr noch einmal alle beisammen. Das Spielhaus mit seiner weitläufigen Anlage erwies sich als sehr gut geeignet, da u.a. sechs Rollstühle bequem Platz finden konnten. Ein Grill stand bereit. Verschiedene Getränke wurden zur Begrüßung gereicht.
Den offiziellen Auftakt des Vormittags bildete eine, keinesfalls zu lange, Ansprache eines Schülervertreters. Daran anschließend erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Zertifikate. Drei Bewertungsstufen gab es und durchaus nicht Jede/r schaffte ein "Sehr gut", was ja eigentlich normal erscheint, wenn man mit einer professionellen Bewertung ganz "oldschool" die Motivation zur Optimierung verbindet.
Paula S. (16), die mit sehr gutem Erfolg teilgenommen hatte, fasste es spontan, nach dem, was sie mitnähme, gefragt, so zusammen: "Wir Schüler reden ja weitgehend mit Jüngeren in unserem Alter. Ich nehme mit, dass man mit älteren Leuten auch sehr gut reden, sich unterhalten kann, dass man viel über die Vergangenheit erfahren kann. Meine Erwartungen zu Beginn waren eher nicht so hoch, aber ich würde dem Projekt insgesamt am Ende die Note 2 geben. Wir haben viel miteinander geredet, sind spazieren gegangen und haben gemeinsam Aktionen geplant."
Zum Mittag hin drohten die Grillwürste auszugehen. Ein hungriger Bauch studiert nicht gern und gibt auch eher widerwillig Interviews. Die Schülertraube, die sich um den Grill gebildet hatte, wirkte nun sehr fokussiert.
Helga F. (91), die selbst noch nicht lange in Friedrichshagen wohnt, hatte inzwischen von Wurst und Salat gekostet und schilderte es so: "Ich war von Anfang an dabei. Beim Kaffeetrinken sich etwas erzählen, das war schon schön. Ich habe auch vom Krieg erzählt, was ich erlebt habe. Geboren wurde ich 1927, da hab ich einiges erlebt, wir hatten kaum Lehrer in der Zeit des Kriegs. Oft heulten die Sirenen und wir mussten nach Hause rennen wegen des Bombenalarms. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich hier dabei sein konnte."
Caroline Schmidt, Klassenlehrerin eines Teils der Schüler und betreuende Lehrkraft analysierte es so: "Aus meiner Sicht gibt es durchaus beachtenswerte Teilerfolge, auch wenn dies beinhaltet, dass nicht alles funktionierte, was zu Beginn geplant war. Es gab eine Gründung unter dem Namen GenerationsBölsche, ein Logo und so etwas wie Corporate Identity. Die Schüler zeigten sich sehr kreativ in der Planung, hatten tolle Ideen, jedoch bei der Arbeitsorganisation stießen sie dann an erste Grenzen. Es zeigte sich schnell, dass im Rahmen der zur Verfügung stehenden Schulzeit nicht alles umsetzbar sein würde, z.B. aufgrund der Ferienzeiten. So wurde der Schwerpunkt mehr auf die soziale Betreuung gelegt. Zuvor hatten sich die Schüler auch mit Grundlagen der Marktwirtschaft beschäftigt."
Für vorbereitende Erfahrungen im beruflichen Sektor gäbe es darüber hinaus natürlich auch die Praxislerntage, die im Einzelfall noch eher dazu geeignet seien, eine Firma kennenzulernen, ergänzt die Lehrerin.
Denise Grytzka formulierte es mit ein paar Tagen Abstand so: "Das Konzept der Schule traf im September auf die Anforderungen der Firma und das war am Angfang nur bedingt kompatibel. Die Schüler hatten gute Ideen, kannten aber, das ist kein Vorwurf, unsere Bewohner nicht und auch nicht die Besonderheiten einer Wohneinrichtung wie dieser für Menschen, die den Alltag nicht mehr komplett aus eigener Kraft bewältigen können. Hier ergab sich zum Start das Problem, dass diese Bedingungen für die Motivation der Schüler nicht förderlich wirkten. Für uns als Mitarbeiter erweiterte sich nun die Aufgabe, über die Begleitung der Bewohner hinaus, hin zu einer intensiveren Betreuung der Schüler. Daraus resultierte dann, dass wir die "Mitarbeiter" der Firma GenerationsBölsche nun in eine Art Praktikantenstatus versetzten, was die Organisation des gesamten Prozesses für alle Beteiligten erleichterte. Zum Ende hin erreichten wir mit verschiedenen Unterprojekten wie dem "Generationscafé" auch positive Ergebnisse. Und es gab innerhalb des Schülerteams extrem positive Entwicklungen, die im ersten Teil des Projekts nicht absehbar erschienen."
Die Schüler waren, neben der reinen Entscheidung für eine der "Firmen", auch aufgerufen, sich innerhalb des Projektes für eine bestimmte Position einzutragen. Alina L. (16) übernahm den Part der Öffentlichkeitsarbeit. Sie fasste es beim gemeinsamen Termin so zusammen: "Ich fand es spannend. Wir lernten die Senioren kennen, unterhielten uns. Auch als "Firma" mussten wir uns teilweise erst kennenlernen und zusammenfinden, es waren ja Schüler aus Parallelklassen dabei. Einige neue Freundschaften sind entstanden. Mein Fazit ist, dass sich der Teamzusammenhalt gut entwickelt hat."
Wie man aus verschiedenen O-Tönen heraushören konnte, wurde im Verlauf der Projektzeit auch eine Besonderheit deutlich, die die Arbeit mit Menschen einerseits spannend macht, andererseits jedoch immer wieder persönlich oder im Team reflektiert werden sollte: Es gibt oft kein messbares oder vorzeigbares Ergebnis! Wer baut, konstruiert, anpflanzt, erntet oder etwas von A nach B bringt, dessen Ergebnis ist vorzeigbar. Gespräche, Spaziergänge oder gemeinsames Spielen scheinen aus der Distanz da eher in den Bereich Freizeitverhalten verortbar zu sein. Der emotionale Erfahrungsgewinn jedoch, der der gegenseitigen Kontaktaufnahme und der Beziehungspflege innewohnt, ist ein Wert, den jeder Teilnehmer zunächst für sich selbst als Ertrag verbucht, so sie oder er es denn zulässt. Manches wird erst später zu einem bilanzierbaren Wert.
Denise Grytzka: "Wir hoffen, dass es unter Berücksichtigung der gemachten Erfahrungen eine Neuauflage mit anderen Schülern geben wird und wünschen den Teilnehmenden viel Erfolg für die nun bevorstehende Gymnasialstufe."
Bilder: Stefan Mensah
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