Was ist eine Schleppjagd?
Eine Schleppjagd ist eine Veranstaltung, bei der Sport, Naturschutz, Traditionspflege und Geselligkeit in idealer Weise verbunden werden.
Teilnehmer sind die Pferde, die Reiter, die Hundemeute (bei uns Brandenburger Braken, sonst auch Beagle oder Hirschhunde) und die Parforcehornbläser (ventillose Trompeten).
Die Hundemeute besteht aus 15 bis 20 Koppeln, das sind 30-40 Hunde. Die Pferde und die Reiter müssen gut ausgebildet sein, damit sie in der Gruppe diszipliniert reiten, keinen Hund und kein anderes Pferd gefährden.
Die Reiter werden in Gruppen eingeteilt, die man Felder nennt. Ein Feld sind ca. 15 Reiter. Bei einer Schleppjagd gibt es maximal drei Felder.
Die Brandenburger Parforcehornbläsergruppe besteht aus 12 Parforcehornbläsern.
Die Reiter tragen rote oder schwarze Röcke, beige Reithosen, ein Plastron und natürlich eine schwarze Reitkappe. Damen können auch blaue, grüne oder andersfarbige Röcke tragen.
Die Jagd beginnt mit dem Stelldichein (Sammeln).
Nach der Begrüßung durch den Jagdherrn und der Segnung der Pferde durch den Pfarrer beginnt die Schleppjagd.
Ein ortskundiger Reiter legt in der freien Natur eine Duftspur, die Schleppe genannt wird (bei uns eine Anislösung).
Eine Schleppe geht querfeldein durch die Natur ohne sie zu schädigen und ist ca. 1.000- 1.300 m lang. Die Schleppen werden selbstverständlich vorher mit dem Förster und den Naturschutzbeauftragten abgestimmt, damit Gebiete, die besonders geschützt werden müssen, von vornherein gemieden werden. Nach der Schleppjagd findet eine gemeinsame Begehung der Strecke mit dem Förster statt.
Zu einer Schleppjagd gehören 12-16 Schleppen. Dazwischen ist eine Pause, die Stopp genannt wird. Die Veranstaltung dauert etwa 3-4 Stunden und ist eine ziemliche Anstrengung für die Hunde, Pferde, aber auch die Reiter.
Die Hunde, die sehr gut ausgebildet und diszipliniert sein müssen, suchen die Spur. Sie dürfen sich nicht von Wild, anderen Hunden oder Spaziergängern ablenken lassen. Die Reiter reiten im Galopp in Sichtweite hinter den Hunden. Dabei bestimmen die Hunde das Tempo. Es kann bei schwierigem Gelände ganz schön schnell sein, zumal auf Hindernisse (z. B. Baumstämme) keine Rücksicht genommen wird.
Beim Stopp können sich die Reiter eine Erfrischung und einen Imbiss genehmigen. Ebenso die Zuschauer und Gäste, die das Ganze auf Kremsern begleiten können.
Vor, während und nach der Jagd blasen Parforcehornbläser. Das Blasen diente ursprünglich der Signalgebung im schwierigen Gelände. Heute dient es in erster Linie der kulturellen Unterhaltung.
Den Abschluss der Jagd bildet das Curré. Hier erhalten die Hunde als Lohn für gute Arbeit einen Rinderpansen, den sie vor versammeltem Publikum auch gleich verzehren. Das ist sehr lustig, weil hier die Hunde ihrem Naturell freien Lauf geben dürfen.
Danach versorgen die Reiter die Pferde und Hunde und lassen die Jagd bei einem guten Bier ausklingen. Bei uns Berliner Bürgerbräu (Rotkehlchen)!
Bei einer Schleppjagd fällt kein Schuss. Sie gibt es in Deutschland seit über 100 Jahren. Sie ist im Gegensatz zu Frankreich (Hirschjagd) oder England, wo Füchse zu Tode gehetzt werden, eine Sportveranstaltung, die vom Respekt vor der Natur und der Kreatur gekennzeichnet ist und keine Sieger und Platzierten kennt. Sie soll zeigen, dass sich die Pferde, die Hunde und die Reiter zur Freude aller diszipliniert in der Natur bewegen können und dabei keinen schädigen oder verletzen.
Helmut Jäger, Reitsportverein Köpenick e. V.