18 Uhr, der ehemalige Ratssaal war gut gefüllt, fast alle Sitzplätze waren belegt, einige Interessenten standen auch an den Stehtischen. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick, genauer gesagt das Grünflächenamt, hatte eingeladen zum Ortsteilgespräch über den Baumbestand in der Bölschestraße.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Ines Schilling (BA, Leiterin SPK*), sie stellte die Experten vor:
Dr. Ingrid Lehmann (BA, Leiterin SGA**), Dr. Andreas Plietzsch (Baumgutachter Büro Brehm) und Olga Toepfer (BA; Baumbegutachtung).
Frau Dr. Lehmann stellte danach dar, warum es zu dieser Veranstaltung gekommen war.
Das Bezirksamt, namentlich das Straßen- und Grünflächenamt (SGA), hat sich entschlossen, erstmals für eine Hauptstraße im Bezirk ein Baumpflegewerk mit Baumpflanzkonzept zu entwickeln. Die Wahl fiel auf die Bölschestraße, die dadurch auch wieder als eine Allee zu erkennen sein soll.
Dazu war es nötig, ein Gutachten zur Bestandsaufnahme in Auftrag zu geben.
Dessen Aufgaben waren die Ermittlung des Zustandes und der Vitalität, die Prognose der Reststandzeit und Empfehlungen von evtl. erforderlichen Baumpflege- und Sicherungsmaßnahmen der Bäume. Das Ziel der Gutachtenerstellung sollten Ergebnisse mit Schlussfolgerungen, Lagedarstellungen und exemplarische Fotos sein.
Zu einem späteren Zeitpunkt soll daraus ein Pflanzkonzept entwickelt werden, darin enthalten sein sollen Empfehlungen für Baumarten, für evtl. Fällungen und Neupflanzungen, zur Pflanzqualität, zu Pflanzgruben und Pflanzsubstrat sowie zur Jungbaumpflege.
Mit all dem wurde das Baumsachverständigenbüro Brehm, in persona Dr. Andreas Plietzsch, beauftragt, der auch gleich mit den Erläuterungen begann.
Demnach stehen in der Bölschestraße Bäume verschiedener Art, Alter, Vitalität und Funktion, und sie stehen auch nicht immer in einer Reihe.
Grundsätzlich haben Straßenbäume in Städten und an viel befahrenen Straßen Funktionen zu erfüllen. Zum Beispiel Feinstaub aus der Luft zu filtern, Schatten spenden, Schall dämmen und so weiter.
Heute finden sich in der Bölschestraße 243 Bäume, bis auf 32 (21 Maulbeerbäume, 8 Roßkastanien, 1 Spitzahorn, 1 Lärche und 1 Weißdorn) sind es 211 Linden. Von diesen 243 Bäumen sind 188 älter als 50 Jahre, 20 zwischen 15 und 50 Jahren und 35 jünger als 15 Jahre.
Dr. Plietzsch würde nur einen Baum unter den 243 für eine Fällung empfehlen.
Wie nun umgehen mit diesem eigentlich uneinheitlichen Befund?
Der Baumgutachter hat 5 Varianten entwickelt; sie reichen vom Beibehalten des bisherigen Prozedere, die Bäume solange zu erhalten, wie die jeweilige Verkehrssicherheit dies zulässt (Einzelfällungen und Einzelpflanzungen) über das Vorhaben, nur die Bestandsbäume zu erhalten, deren Reststandzeitprognose größer als 10 bzw. 20 Jahre beträgt (mittel- und langfristige Funktionserfüllung) oder dem Plan, eine in Arten- und Altersstruktur einheitliche Bepflanzung durch einen planmäßigen Umbau des Straßenbaumbestandes Fällungen und Neupflanzungen in zeitlichen und räumlichen Etappen umzusetzen, bis zur 5. Variante, durch die Festlegung eines Zeitraumes X oder einer Reststückzahl Y. Beim Erreichen des Zustandes werden die dann noch vorhandenen Straßenbäume gefällt und neu gepflanzt. Bis dahin erfolgen keinerlei Neupflanzungen.
Einen Sonderfall zeigt die Variante 4. Hierbei soll nur eine separate Betrachtung der Bäume auf dem Marktplatz erfolgen, danach soll zu einem noch festzulegenden Zeitpunkt alle Bäume gefällt und neu gepflanzt werden (Neugestaltung).
In der anschließenden rund einstündigen Frage- und Antwortrunde hatten über 20 Teilnehmer Nachfragen gestellt und Anregungen gegeben, aber auch Protest erhoben, insbesondere gegen die Variante 5. Die Meisten Zuhörer favorisieren die erste Variante, also das, was jetzt schon passiert.
Ebenso haben viele Zuhörer kein Problem damit, dass es auch viele unterschiedliche Baumarten nebeneinander geben kann.
Am Ende des Ortsteilgesprächs beschrieb Frau Dr. Lehmann, wie es nun weitergehen solle. Das Bezirksamt wird gemeinsam mit dem Büro Brehm die Anregungen in ein Konzept einarbeiten, das Pflanz- und Pflegekonzept erstellen und wenn man sich im Herbst wiedertrifft, das fertige Konzept zur Kenntnis geben. Dagegen regte sich sofort Widerstand, viele Teilnehmer wollten vor dem Vollzug des Konzepts noch einmal beteiligt werden. Die versammelten Experten versprachen, diesen Wunsch zu respektieren, einen Termin für die letzte Lesung des Konzepts wird rechtzeitig bekannt gegeben.
Wer von unseren interessierten Lesern seine Vorstellungen und Anregungen auch einbringen möchte, kann das noch bis 24. Juni 2018 unter folgender E-Mail-Adresse tun:
gruenflaechenamt@ba-tk.berlin.de
Weitere Informationen zum Vorhaben, der Download des bisherigen Gutachtens mit Fotos und den Link zu einem Onlineformular finden Sie hier.
* SPK = Sozialraumorientierte Planungskoordination
** SGA = Straßen- und Grünflächenamt
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